10.02.2010 Das Wetter scheint es heute gut mit uns zu meinen. Draussen scheint die Sonne, aber es ist noch ganz schön frisch. Ich vergesse immer wieder, dass Shimla über 2000m hoch liegt und wir ja Winter haben.  Rakesh wird uns heute seine Stadt zeigen und ich glaube, er ist ein bisschen nervös, ob er uns auch der richtige Führer sein wird. Zuerst geht es immer weiter hinauf in endlosen Kurven, bis wir einen herrlichen Blick auf die ganze Stadt haben. Shimla, ehemalige Sommerresidenz der Engländer,zieht sich Haus an Haus die Hügel entlang, optisch vergleichbar mit den Favelas, die man aus südamerikanischen Großstädten kennt. Doch Shimla ist eine reiche Stadt. Geprägt von der Architektur vergangener imperialistischer Zeiten, sind hier die Grundstückspreise mindestens doppelt so hoch wie im restlichen Himachal Pradesh.  Und doch wird hier jedes Fleckchen Erde bebaut als gäbe es kein Morgen.  Die hohen und dichten Himalaya- Zedern, welche die gesamte Stadt wie ein immergrüner Gürtel zusammenhalten, geben ihr die nötige Luft zum Atmen.Und doch ist gerade hier auffällig, wie sorglos ihre Bewohner mit dem Müll umgehen. Manchmal kann man beobachten, wie plötzlich irgendwelcher Unrat einfach zum Fenster hinausgeworfen wird. Dementsprechend verdreckt sind die Strassen und Hänge und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies auf Dauer gutgehen kann. Denn die Stadt hat einiges zu verlieren. Im Sommer, wenn in den indischen Ebenen die Hitze das Land zum Glühen bringt, flüchten Hunderttausende hinauf in die Hillstations. Dieser immens wichtige Wirtschaftsfaktor sollte nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden, denn der durchschnittliche Inder, insbesondere in den Städten, hat in der Zwischenzeit ein Umweltbewusstsein entwickelt, das sich sehr wohl sehen lassen kann.Und dennoch ist Shimla fantastisch. Immer neue Perspektiven und Sichtlinien tun sich auf, je mehr man die Hügel entlangfährt.Grotesk in die Höhe ragende Häuser drängeln sich durch das unüberschaubare Wirrwarr aus Holz, Eisen und Beton.Hier wird jegliches Baumaterial ” By Manpower ” bewegt und wer jemals die Kulis gesehen hat, die dort ihre unvorstellbar harte Arbeit verrichten,wird ihnen seinen Respekt nicht verweigern können.Und oben auf der Mall flanieren die Schönen und die Reichen, von denen es hier im Überfluss zu geben scheint.Vor der schmucken anglikanischen Kirche steht ein Standbild Ghandis, den alle Inder liebevoll ” Bapu ” nennen und überragt das emsige Treiben. Ob er wohl zufrieden ist mit dem, was er da sieht ??!! Im Wandel der Zeit könnte auch dieser große Mann bald an Bedeutung verlieren.
Ein paar Kilometer ausserhalb der Stadt auf einem Hügel steht der Tara Devi Tempel.Um dorthinauf zu kommen, muß Rakesh seine ganzen Fahrkünste aufbieten,denn die Spitzkehren sind so eng, dass er teilweise rückwärts rangieren muß,um sie zu passieren.Oben angekommen, bietet sich ein grandioser Rundumblick auf Shimla und seine ganze traumhafte Umgebung.Und noch einen Tempel gibts, den man gesehen haben sollte: den Jaku-Tempel .Er ist nicht sonderlich spektakulär, aber berühmt für seine Affenhorden, die schon manchem Besucher übel mitgespielt haben. Es wird erzählt, dass sie es vornehmlich auf Brillen abgesehen haben, die sie ihren Trägern heimtückisch von hinten mopsen und erst wieder gegen eine Tüte Fressbares herausrücken.Theo´s Schwester machte letztes Jahr diesselbe Erfahrung. Rakesh sagt, ihn kennen die Affen, da er jeden Samstag hierherkommt. Ihn hätten sie noch nie attackiert ( “Everything is possible in India “).Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl in der Magengegend verlassen wir diesen Ort wieder ohne größere Verluste. Langsam ist es später Nachmittag geworden und wir besuchen noch kurz einen von Rakesh´ Läden ( er ist nämlich Apotheker von Beruf ), wo wir uns mit günstigen Medikamenten für zuhause eindecken.
Am Abend sind wir sehr zufrieden mit unserem ” Guide ” und er ist jetzt auch ein bisschen stolz drauf.  Ein letztes schmackhaftes Essen und dann geht´s schon wieder weiter zum Busbahnhof.