01.02.2010 Heute wollen wir nach Vrindavan und nach Agra.  Unser Freund Sheetal ist ortskundig und hat uns angeboten, mit dem eigenen Auto zu fahren. Rajan ist natürlich auch mit von der Partie.Gegen 7.30 Uhr gehts los Richtung Süden.Wer nie auf Indiens Straßen der Neuzeit unterwegs war mit seinen aberwitzigen Verkehrsaufkommen,seinen nicht durchschaubaren Verkehrsregeln und einer Fahrweise, die jeder Beschreibung spottet,hat vielleicht noch eines der letzten Abenteuer vor sich, das dieses Land zu bieten hat. Sheetal erweist sich als absoluter Teufelspilot. Er steuert in aberwitzigen Manövern durch die schier undurchdringlich scheinenden Blechmassen, welche die industriellen Vororte Delhis in einem Maße verstopfen, dass einem fast die Luft zum Atmen wegbleibt. Wer keine Hupe hat ist schon verloren. Das Recht des Stärkeren bahnt sich seinen Weg durchs Gewühl und das Auffälligste daran ist, dass so gut wie nichts passiert.Geordnetes Chaos, nicht erkennbar, nicht durchschaubar,pure Magie !! Nach 150 Kilometern Horrorfahrt erreichen wir ohne zählbare Verluste unser 1. Etappenziel Vrindavan.,den Ort der 4000 Tempel ( ob jemals einer nachgezählt hat, weiss ich nicht ).Ein Kaff wie eines von unzählig vielen in diesem Land-dreckig, laut, geschäftigt, die Luft urinhaltig, Gestalten wie aus dem Gruselkabinett. Für Hindus ein heiliger Ort, für uns ein Jahrmarkt der Sinne. Undefinierbare Düfte bahnen sich den Weg durch Lärm, Gedrängel und hektische Rituale.  Der betörende Singsang der Gläubigen erfasst einen unwillkürlich mit wohliger Wärme. Unablässiges Glockengebimmel lässt die Gehörgänge vibrieren.Selbst im Profanen springen die Funken tiefster Spiritualität kulturüberschreitend über und auch der ungeübte Betrachter kann sich der Magie solcher Orte nicht entziehen.Das ist Indien pur in all seinem symphatischen Wahnsinn, leichtes Unwohlsein verbreitend, bedrohlich und doch so unendlich hoffnungsverheissend.Wer sich der alles unterordnenden Religiösität der indischen Massen vorsichtig und respektvoll nähern will, sollte solche Orte besuchen,staunen, erleben, alles in sich aufsaugen, sich fallenlassen,einfallen in die allgegenwärtigen Hare-Krishna Mantras und spüren: „GOD IS ONE “
Das wohlige Schaudern aus den Gliedern geschüttelt und schon gehts weiter Richtung Agra.Die Strasse wird besser und schon bald sind wir an unserem nächsten Ziel :“ Dayal Bagh „. Hier im Norden Agras, weitgehend verschont von Touristenmassen, entsteht seit ca. 50 Jahren ein Mausoleum eines indischen Gurus, verwaltet und betrieben von einer Stiftung, deren Spendeneinnahmen sich offensichtlich auf einem so niedrigen Niveau bewegen, dass die Fertigstellung dieses grandiosen Bauwerks wahrscheinlich noch einige weitere Jährchen in Anspruch nehmen wird. Und dennoch lässt sich schon jetzt erahnen,wie majestätisch und beeindruckend dieses Monument einmal sein wird. Handwerkliche Kunstfertigkeiten in in unvorstellbarer Vollendung und Harmonie schaffen hier ein Wunder aus Marmor und Sandstein, an dem man sich einfach nicht sattsehen kann. Für Liebhaber filigraner Baukunst ein absolutes Muss !! ( leider Photographierverbot )
Und dann die ultimative Krönung des Tages-der Taj Mahal . Wieviel wurde berichtet, geschrieben und gesungen über dieses Monument der Liebe. Abermillionen Besucher aus aller Welt standen vor dem Wunder aus Marmor und Edelsteinen-und doch ist es immer wieder ein beglückendes Erlebnis, mit eigenen Augen zu betrachten, was viele für das vollkommendste Bauwerk halten, das jemals von Menschenhand geschaffen wurde.Wenn die untergehende Abendsonne immer wieder neue Nuancen von Licht und Farbe auf den Marmor wirft, glaubt man sich in einem immerwährenden Schöpfungsakt zu befinden.Wenn Reinheit, Erhabenheit, Sinnlichkeit, Ästhetik und Gleichklang der Symetrie einen Namen hat, dann diesen- Taj Mahal !! Nie habe ich es klarer empfunden, wie reduziert und mickrig dieses unfassbare Gesamtkunstwerk auf Abbildungen und Photos wirkt. Die ausgefeiltesten Beschreibungen und Lobpreisungen verkommen zu leeren Worthülsen, wenn man diese Einmaligkeit mit seinen eigenen Augen betrachten darf.